6. – 7. September
Ort: Literarisches Colloquium Berlin
14:00 - 22:00
Ausstellung
Audio-Visuelle Ausstellung
u.a. mit Kurzfilmen über Baldwin in der Türkei (From Another Place), in Paris (Meeting the Man) und in London (Baldwin‘s N****) und dem Kurzfilm Off-White Tulips / Kırık Beyaz Laleler von Aykan Safoğlu (2013).
Die Ausstellung ist während der beiden Festivaltage geöffnet. Es wird empfohlen, früh zu kommen.
Freitag, 06. September 2024
Ort: Literarisches Colloquium Berlin (LCB)
Tickets Day I /Tag I - Link
17:00
Gespräch und Lesung
auf Englisch
There will be that secret knowledge between us – James Baldwin, der Dichter
mit Bonaventure Soh Bejeng Ndikung und Deniz Utlu
James Baldwin hat zeitlebens wenig Gedichte veröffentlicht, erst 1983 den Band »Jimmy’s Blues«. Doch war das Poetische leitend für sein Schreiben: nicht selten spielen seine Texte auf Spirituals und Blues-Lieder an. Die Dichterin Nikky Finney schreibt in ihrem Vorwort zur schmalen Gesamtausgabe der Gedichte Baldwins, dass die Ideen, die in den Essays und Romanen entstanden, über die Gedichte ihren Weg zurück in Baldwins Geist fanden. Lyrik kann das Fundament von Gesang und Predigt sein, sie liegt ebenso den Beobachtungen, der Präzision und Vehemenz von James Baldwins Prosa zugrunde. Der Kurator und Intendant Bonaventure Soh Bejeng Ndikung und der Schriftsteller Deniz Utlu tragen Baldwins Gedichte vor und sprechen über die Facetten der Poetik James Baldwins, von denen Klarheit, Lachen, Trauer und Erotik nur einige sind.
18:00
Lese-
Performance
auf Englisch
The impossible conundrum
mit Lubi Barre, Logan February, Christian Filips und Jonis Hartmann
Auf Einladung des Lyriktreffens Münster und kuratiert von Anja Utler und Aurélie Maurin hat sich ein Ensemble von Dichter*innen an Neuübersetzungen von »Jimmy’s Blues« ins Deutsche, Yoruba und Somali versucht. Bei Treffen im LCB und in Münster haben sie Baldwins Gedichte aus afrikanischen Perspektiven betrachtet, mit gegenwärtigem Fokus auf die Texte reagiert und sich gefragt, was queeres Übersetzen sein könnte. In einer Performance präsentieren sie die Ergebnisse dieser gemeinschaftlichen Relektüre und des Übersetzungsprozesses.
Eine Kooperation von Literarisches Colloquium Berlin und Lyriktreffen Münster, gefördert durch die NRW-Stiftung.
19:00
Auftakt
auf Deutsch,
Simultan-
übersetzung ins Englische
Begrüßung
19:15
Lesung
auf Deutsch
Die Liebe diesmal
geschrieben von Raphaëlle Red
19:30
Diskussion
auf Deutsch und Englisch, Simultan-
übersetzung ins Englische
"Here be Dragons" - Race, Class, Gender bei Baldwin
mit Jasco Viefhues, Kameron Locke und Alice Hasters
James Baldwins Erzählungen, Essays und Romane leisten eine tiefgründige Analyse der Verflechtungen von race, gender, sexuality und class. In immer neuen Zusammenhängen machte er deutlich, dass Unterdrückung mehrdimensional und mit der bloßen Wiederholung einsinniger Formeln nicht zu bekämpfen ist. Stets plädierte er dafür, im Gegenüber nicht das vermeintlich Andere, sondern das verbindend Menschliche zu sehen. Gleichzeitig bestand er darauf, die gesellschaftlichen Umstände in den Blick zu nehmen, die den Menschen zu dem gemacht haben, der er ist.
Dieses Panel blickt mit Baldwins Thesen auf die komplexen Zusammenhänge in der Gesellschaft und fragt nach der Bedeutung seiner intersektionalen Ansätze für unsere Gegenwart.
21:00
Ausklang
Ausklang bei Wein
Finanziert durch die freundliche Unterstützung des dtv Verlags
Samstag, 07. September 2024
Ort: Literarisches Colloquium Berlin (LCB)
Tickets Day II / Tag II - Link
16:00
Diskussion
Baldwin and the Jews
Input von Terrence L. Johnson auf Englisch
anschließend Gespräch
mit René Aguigah und Miriam Mandelkow
auf Deutsch, Simultanübersetzung ins Englische
Immer wieder schrieb James Baldwin zum Verhältnis zwischen jüdischen und Schwarzen Menschen in den USA seiner Zeit und stellte dies in Beziehung mit der weißen Dominanzgesellschaft. Das Thema nimmt zwar keinen zentralen Platz in seinem Werk ein, aber es kommt von seinen frühen bis zu seinen späten Texten vor. Auch der Holocaust hat Baldwins Blick auf die Welt offensichtlich mit geprägt. Und gelegentlich äußerte Baldwin sich zur Lage des Staates Israel, der Palästinenser*innen und des „Middle East“. Baldwin and the Jews: Eine Diskussion über seine Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Position und Positionierung jüdischer Menschen in den USA.
Der Harvard-Professor Terrence L. Johnson wird in einem kurzen Impuls die historische Beziehung zwischen jüdischen und Schwarzen Menschen in den USA skizzieren. Anschließend diskutieren die Übersetzerin Miriam Mandelkow und der Kulturjournalist René Aguigah zusammen mit Julia Alfandari über dieses Verhältnis, wie es bei Baldwin aufscheint.
17:15
Musik und Gespräch
auf Deutsch, Simultan-
übersetzung ins Englische
„Das Leben kommt aus der Musik, und Musik entsteht aus dem Leben: Ohne dem ersten zu vertrauen, ist es unmöglich, das zweite zu schaffen.“
kuratiert von und mit Dalia Ahmed, Malonda, Sven Beckstette
James Baldwin hatte eine innige Verbindung zur Musik. Der Sound von Miles Davis, Ray Charles und Aretha Franklin diente ihm als Vorbild für sein Schreiben. In seinen Romanen und Theaterstücken finden sich zahlreiche Verweise auf Gospel-, Soul- und Blues-Musik, deren Storytelling-Tradition seinen eigenen Umgang mit Sprache prägte. Über Jazz hat Baldwin genauso geschrieben wie über Boy George und Michael Jackson. Zu seinem Freundeskreis zählten Musiker*innen wie Odetta und Nina Simone sowie singende Schauspieler*innen wie Harry Belafonte und Lena Horne. Ein Gespräch zwischen Dalia Ahmed, Malonda und Sven Beckstette mit Hörbeispielen der Musik, die Baldwin beeinflusst hat sowie Liedern, die ihrerseits von dem Schriftsteller beeinflusst wurden.
19:00
Lesung und Gespräch
auf Englisch
"From Another Country"
kuratiert von Logan February
mit Dandelion Eghosa und Ghayath Almadhoun
Baldwin erklärte, dass er seine frühen Romane nicht hätte vollenden können, ohne die USA zu verlassen. Diasporische und migrantische Schriftsteller*innen setzen sich mit Baldwins Exil auseinander. Sie fragen: Wie prägen Exil oder Flucht die Selbstverwirklichung einer*s Schriftsteller*in?
20:00
Lesungen
welchselnd Deutsch und Englisch, keine Übersetzung
Baldwin´s Room
mit Fiston Mwanza Mujila, Dominique Haensell, Rebecca Ajnwojner, Fatma Aydemir, Sharon Dodua Otoo, Deniz Utlu, Yezenia León Mezu, Mirjam Nuenning, Hengameh Yaghoobifarah, Peggy Piesche, Daniel Schreiber
James Baldwin prägte und prägt noch immer Generationen von Literat*innen. In Romanen, Essays, Gedichten und Theaterstücken beziehen sich Schreibende auf sein Werk. Baldwins Prosa ist kanonisch geworden, seine Zitate stehen auf Plakaten und füllen die Social-Media-Kanäle. In Reden referieren Denker*innen seine Thesen. Für viele war Baldwins „Giovanni´s Room“ der erste prägende schwule Roman. Die Faszination seines Werks ist ungebrochen.
Welche Passagen aus Baldwins Büchern beeinflussen und beschäftigen deutschsprachige Autor*innen der Gegenwart? In einem Lesereigen stellen sie ihre Lieblingsstellen vor.
Sonntag, 08. September 2024
Ort: Haus der Kulturen der Welt (HKW)
15:00
Gespräch
Ticket: 5 €
auf Deutsch, Simultan-
übersetzung ins Englische und in Deutsch Gebärdensprache (DGS)
Gegenwartsbewältigung:
Max Czollek im Gespräch mit René Aguigah
Im Rahmen der HKW-Gesprächsreihe Gegenwartsbewältigung spricht Max Czollek mit dem Kulturjournalisten und Autor René Aguigah über dessen jüngst erschienenes Buch James Baldwin: Der Zeuge. Ein Portrait. Aguigahs essayistisches Buch begibt sich auf die Suche nach dem, was Baldwin, einer der wichtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, für eine Bewältigung unserer Gegenwart beitragen kann. Im Zentrum stehen Fragen nach dem Verhältnis zwischen Künstlertum und Aktivismus, der Spannung zwischen Literatur und Politik, die Vermittlung zwischen einem Eintreten für Minderheiten und einem universalistischen Handlungshorizont. Baldwin, der Hass so gut kannte, hielt in seinen Romanen und Essays an der Liebe fest. Aguigah porträtiert ihn als Zeugen einer Zeit der Gewalt und des Unrechts, die bis heute fort existieren. Und einer Hoffnung darauf, dass die Dinge besser werden, deren Geschichte nicht minder bis in die Gegenwart reicht.
17:00
Video Lecture
auf Englisch
James Baldwin’s Turkish Decade
Magdalena J. Zaborowska
Dieser Kurzvortrag untersucht, wie James Baldwins Aufenthalte in der Türkei in den 1960er Jahren seine Ansichten über Sozialität, nationale Identität, Ethnizität und Sexualität beeinflussten und sein Verständnis des Amerikanischseins im Ausland prägten. Zaborowska argumentiert, dass Baldwins türkisches Jahrzehnt (1961–71, mit Unterbrechungen) und seine Beziehungen zu Künstler*innen und Intellektuellen in Istanbul einen wesentlichen Beitrag zum aufkommenden Feld der transnationalen afroamerikanischen Studien leisteten. Durch die Analyse von Baldwins Diskursen über Erotik und Exil und deren Verortung im Dialog zwischen der Türkei und den USA zeigt sie, wie sein revolutionäres Werk einschränkende Vorstellungen von rassifizierter Autorschaft, Ort und nationaler Identität sprengte.
17:15
Szenische Lesung
auf Türkisch und Deutsch, Übertitel ins Deutsche und Englische
Szenische Lesung über Düşenin Dostu / Fortune and Men’s Eyes (1969)
von John Herbert
mit Ahmet Sitki Demir, Deniz Karslıoğlu, Mesut Özdemir und Adir Jan
Am 23.12.1969 inszeniert James Baldwin das Stück Fortune and Men’s Eyes (türkischer Titel: Düşenin Dostu) des kanadischen Dramatikers John Herbert für das Gülriz Sururi-Engin Cezzar Theater in Istanbul. Die gesamte Handlung von Düşenin Dostu spielt in einer Gefängniszelle einer Jugendstrafanstalt. Sein Regiedebüt feiert in Istanbul einen bemerkenswerten Erfolg und geht anschließend auf eine landesweite Tournee. Das Stück überzeugt das Publikum auch deshalb, weil Baldwin sich mit Gefängnissen auskennt. Er saß selbst im Gefängnis ein, manche Protagonisten seiner Romane sind Inhaftierte und immer wieder engagiert er sich für die Freilassung von Insass*innen, sei es in den USA oder in der Türkei. Die Lecture Performance von Gürsoy Doğtaş versammelt Szenen dieses Engagements.
18:30
Prolog zum Film
auf Deutsch, Simultan-
übersetzung ins Englische
On Camera – James Baldwin und das Kino
Oliver Hardt
„Die Sprache der Kamera ist die Sprache unserer Träume“, schreibt Baldwin in seinen 1976 erschienen Kinoerinnerungen The Devil Finds Work. Das Kino hat Baldwin seit seiner Kindheit beschäftigt. Er wusste um die Verführungskraft der Bilder und Geschichten, im Guten wie im Schlechten. Und er hat dieses Wissen genutzt: in seinen scharfsichtigen Analysen des Hollywoodkinos und als pointierter Akteur vor der Kamera in zahlreichen Dokumentarfilmen und Fernsehauftritten.
Film
Englisch mit englischen Untertiteln
I Heard it through the Grapevine
Dick Fontaine, 1982, USA, 91'
mit James Baldwin, David Baldwin, Amiri Baraka, Chinua Achebe
Dokumentarische Form | Restaurierung des Harvard Film Archive
Zwei Jahrzehnte nach der Bürgerrechtsbewegung begibt sich James Baldwin noch einmal an die historischen Schauplätze – von Selma und Birmingham (Alabama) bis Atlanta (Georgia), zu den Stränden von St. Augustine (Florida) und zum Martin-Luther-King-Memorial in Washington, D. C. Auf dieser Reise der Erinnerung spricht er mit Freund*innen, Aktivist*innen und Schriftsteller-Kolleg*innen wie Amiri Baraka, Oretha Castle Haley und Chinua Achebe über die Ereignisse, die den Kampf gegen Segregation in Gang gesetzt haben, wie etwa die Angriffe auf Kirchen, die rassistische Polizeibrutalität, Willkür und Unrecht, die die Schwarze Bevölkerung ertragen musste. Recht skeptisch blicken diese Lichtgestalten auf ihre Gegenwart und die wenigen Errungenschaften, die von damals geblieben sind; auch wir als Zuschauer*innen bekommen Gelegenheit, über unsere Ära nachzudenken. Dick Fontaine mischt geschickt Archivmaterial zwischen die Berichte. So wird der Film zu einem schmerzhaften historischen Dokument, das sich im Kontext der Black-Lives-Matter-Bewegung als heute noch relevant erweist.